#mensch_ute
Kandidaten aus dem 3D-Drucker ?!?
Kandidaten aus dem 3D-Drucker ?!?
Es bleibt spannend:
Die LEADERS LOUNGE (Insights & Innovation für Personalberater) am 1. Juni 2017 im Bayerischen Hof/München versammelt knapp 100 Kollegen meiner Branche. Wir tauchen in die digitale Welt ein. Kein lautes Platsch, eher ein geräuschloses, sich Hinein Begeben.
Dirk Heitmann, Director of IBM Analytics, Watson Cognitive und Watson Health-DACH beschreibt mit dem Watson Projekt eine ungeheure Möglichkeit / gerade (auch) im Bereich der Kandidatenauswahl. Der Algorithmus muss nur immer weiter gefüttert werden mit Daten, die passenden Watson-Module in einer Einheit dazu vereint werden.
Dr. Christian Göttsch, CEO und Founder von Experteer glänzt danach mit Zahlen solcher digitalen Herangehensweise – die Klassifizierung des Auswahlverfahrens ist in 90 % treffsicherer, und damit besser als der Mensch, ergo der Personalberater und/oder HR.
Und schon sind wir mittendrin in der Diskussion Mensch oder Maschine. Besser ist in diesem Falle: Umsatzrendite, Einsparung Potenziale Projekt Laufzeit.
Daten sind das neue Öl (Dirk Heitmann)- aber können reine Zahlen den komplexen Menschen überhaupt jemals ganzheitlich erfassen? Geben wir damit unsere ganze Verantwortung ab, entwickelt sich die Welt rapide in Richtung „Wall:E- der letzte räumt die Erde auf“?
Für mich ist ein gesundes Miteinander die Antwort – also Mensch mit Maschine.
Die Entscheidungsfindung ist eine Entwicklung, die digital sinnvoll unterstützt wird. Das Finetuning, der letzte Entschluss, bleibt ein Prozess, bei dem Intuition und Einfühlungsvermögen ein wichtiger Bestandteil ist. Wer passt zu wem, zu welcher Firmenphilosophie, zu welchem Kollegium.
Jochen Engert, Gründer und Geschäftsführer von Flixbus, bringt viel frischen Wind in die Wirtschaft. In drei Jahren von null auf über 1000 Beschäftigte, aktuell circa 170 Positionen offen, geht in der Personalbeschaffung stringent seinen Weg: Die Firmenkultur ist das Ausschlag gebende Kriterium – passt der Kandidat dazu, findet er einen Sinn in seinen Aufgaben und steht er zu den Werten des Unternehmens ? Dabei schärfen Austausch und offene Diskussion ständig die Kultur und tragen sie weiter. Im schwierigen Umfeld von Personalbesetzungen ist Jochen Engert ein Beispiel für einen Wachstumsprozess, der mit treffsicheren Personalentscheidungen einhergeht.
Bei der anschließenden Paneldiskussion: offen, ehrlich, kontrovers, zeigt sich das ganze Minenfeld der Branche.
Katharina Heuer, Vorsitzende der Geschäftsführung des DGFP (Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V.), fordert von Seiten der Industrie verstärkten Einsatz von Eignungsdiagnostik, mehr verwertbaren Daten, denn es gibt immer noch zu viele Fehlbesetzungen.
Falk Runge, Geschäftsführer und Partner der Kienbaum Consultants International GmbH wie auch Fiedrich Otto Vogel, Geschäftsführer der Selecteam Deutschland halten dagegen: Das Management von Erwartungshaltungen lässt sich nicht digital ab arbeiten. Bei aller künstlicher Intelligenz bleibt es ein „PEOPLE-Geschäft“.
Mein Fazit:
3D Drucker können viel, und immer mehr.
Der persönliche Bezug zur Unternehmenskultur und zum Kandidaten/ Mensch gleichermaßen wird das Maß aller Dinge weiterhin bleiben. Verständnis bringt Qualität, damit den menschlichen Mehrwert. Das fühlt sich gut an.
Handwerk ist eine so schöne Begrifflichkeit, beziehen wir all die verschiedenen Ebenen, Kompetenzen und Prozesse ein. Personalberatung darf sich mit all den digitalen Helferlein weiter als ein Handwerk verstehen, das Menschen beruflich zusammenbringt und sich dabei nicht vor der letzten Verantwortung drückt.
© Ute Schütz menschen-management , Juni 2017-06-05